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Das Phantom der Oper: Kommissar Gork ermittelt

Gork machte es sich in dem niedrigen, halb unterirdischen Raum der Grassodenhütte bequem, der von zwei blakenden Trankerzen schwach erhellt wurde und für orkische Verhältnisse recht sauber und aufgeräumt war. Er befand sich im Heim von Wushtor, einem orkischen Söldner in der Palastgarde des Xarinn-Clans, der mit der Zeit von einem regelmäßigen Informanten zu so etwas ähnlichem wie einem Freund geworden war. Von ihm hatte der Kommissar auch den Tip bekommen, den Diamantendiebstahl in der Stadt lieber nicht weiter zu verfolgen.
Er verfolgte die Bewegungen des stämmigen Orkkriegers, der noch in seiner Freizeit in seinem beschlagenen Lederwams irgendwie militärisch wirkte und nun mit einem Tonkrug und zwei Bechern aus dem hinteren Vorratsraum der Erdhütte wieder in den mit Fellen ausgelegten fensterlosen Wohnraum trat. Es war so niedrig, daß selbst er sich ducken mußte, wenn er nicht gerade direkt unter dem Firstbalken stand. Nichtsdestoweniger war er stolz darauf, daß er seinen Sold nicht versoffen hatte wie die meisten seiner Kameraden, sondern in dieses bescheidene Heim in der Nähe des Viehmarkts nahe dem Moras-Tor in der südlichen Stadtmauer investiert.
Nebenbei hatte diese bei Orks eher selten anzutreffende Selbstdisziplin dazu geführt, daß er im Gefolge der Xarinn bis zum Unterleutnant aufgestiegen war und mithin die Erlaubnis hatte, in der wachfreien Zeit außerhalb der Quartiere im Stadtpalast des Eiselfenclans zu wohnen. Wushtor war jemand, der von vielen dieser Gegend ein wenig beneidet wurde. Er hatte Karriere gemacht.
Kommissar Gork schätzte den stämmigen Krieger als zuverlässigen Informanten. Auch heute hatte er wieder vor, die Dienste seines Freundes in Anspruch zu nehmen. Mit einem dumpfen Klacken schlugen die biergefüllten Krüge zusammen.
"Prost."
"Sdrovje."
Der halborkische Kommissar setzte erst nach einem tiefen Zug ab. Dem Bier war nach orkischer Sitte reichlich Vodka zugesetzt, und hier war einer der wenigen Orte, an denen Gork sich diesem Genuß hingab und nicht ständig auf der Hut sein mußte, wie sonst, wenn er in den Spelunken der zwielichtigen Stadtviertel ermittelte.
"Was treibt Dich zu mir?", wollte sein Gastgeber denn auch ziemlich direkt wissen, "sonst kriegt man Dich doch nie zu Gesicht außer beim Schnüffeln. Es wundert mich, daß Du privat kommst."
"Es ist auch nicht ganz privat." Gork nahm einen weiteren Schluck des starken Getränkes, ehe er hinzusetzte: "Aber ein bißchen komplizierter. Ich wäre Dir nicht böse, wenn Du ablehnst."
"Vielleicht könntest Du mir im Gegenzug ja auch bei einer etwas komplizierten Sache helfen", antwortete der Krieger. Eine Pause entstand, ehe der große Ork beinahe verlegen in die dumpfe Stille des Raumes sagte:
"Ich suche eine Frau."
"Der Xarinn-Clan hat doch sicher Sklavenquartiere in seinem Palast", entgegnete sein Gast und sog geräuschvoll die stickige Luft durch die Nüstern ein. Seine platte Nase hatte der Kommissar gänzlich von seinem unbekannten Vater geerbt, und sie ließ ihn orkischer aussehen, als er als Mischling eigentlich war.
Wushtor winkte ab.
"Nicht sowas. Die sind fett und häßlich, und es geht mir nicht darum. Ich will eine richtige Frau, für mein Heim hier. Kinder."
"Oh." Gork dachte nach über Familie, etwas, was er selbst nie besessen hatte, während er im Schuppen hinter der Taverne, in der seine Mutter Animiermädchen gewesen war, aufwuchs und tagsüber in den Gassen von Ithiljars Altstadt spielte. "Warum fragst Du da mich?"
"Du kommst weit herum, kennst viele Leute."
Wieder entstand eine Pause. Der orkische Söldnerleutnant war sichtlich verlegen.
"Auf einen Sklavenmarkt kannst Du doch auch allein gehen", antwortete sein Gast schließlich, "kauf Dir doch eine Hübsche."
"Nein, nicht so. Ich will auch... naja, ich will auch, daß sie bleibt, weil es ihr bei mir gefällt, und nicht, weil sie muß."
"Ach so."
Der Polizeibeamte überlegte. Die Sache war Wushtor wirklich wichtig. Vielleicht war er also auch zu einer riskanteren Gegenleistung fällig. Außerdem konnte Gork leicht seine alte Mutter fragen, die noch in der Altstadt lebte und genügend junge Orkfrauen kannte, von denen einige sich sicher ein besseres Los wünschten, als als Huren in den Tavernen des Viertels zu enden.
"Also gut", entschied er, "aber dann mußt Du auch eine schwierigere Sache für mich deichseln..."

Einige Wochen später ging er, sorgfältig in seinen dicken Umhang aus grauem Banthafell gewickelt, zügig durch die engen Gassen des Menschenviertels, das sich an die hier schon weitgehend verfallene alte Innere Stadtmauer schmiegte. Es war kalt, und wie immer zog eisiger Nebel duch die spärlich bevölkerten Gassen zwischen den nach Menschenart mehrgeschossigen eckigen Steinquaderhäusern. In den Fenstern blinkten gelbliche Kerzenlichter, denn obwohl gerade erst Mittag vorüber war, begann es schon dunkel zu werden. Das Fest der schwachen Sonne in der Polarnacht kündigte sich immer deutlicher an.
Die Mauerreste wurden jetzt niedriger, die ersten Baulücken in den Straßen kündigten das Ende des Viertels an, und schließlich erreichte Gork in der zunehmenden Dunkelheit die mit Mauertrümmern übersäte Fläche, die an die Rückseite des parkähnlichen Xarinn-Anwesens grenzte. Hier war er mit Wushtor und seinem Begleiter verabredet.
Er wartete noch eine Weile in den Schatten einer stehengebliebenen Grundmauer, spähte hin und wieder zu dem kleinen Wachhäuschen hinüber. Die Kälte des Bodens kroch bis zu seinen Knien herauf, bis er endlich durch die leere Fensterhöhle zu seiner Linken eine verstohlene Bewegung wahrnahm. Mit einem Ruck ging er los, an dem Wachhäuschen vorbei, als habe er mit den dort Wartenden gar nichts zu tun. Diese taten es ihm gleich, gingen in seine Richtung los, als habe man nur zufällig den gleichen Weg. Erst an der nächsten Hausecke nahmen die Verabredeten Blickkontakt auf.
"Hast Du es dabei?", zischte der gebeugte Mann, der Wushtor begleitete, Gork ohne weitere Begrüßung zu. Dem Kommissar war nicht wohl dabei. Der Mensch war drogenabhängig, und es bereitete dem Polizistengewissen keine Schwierigkeiten, daß die Pilzsporen, die nun übergeben wurden, aus beschlagnahmten illegalen Kontingenten eines Drogenhändlerrings der Stadt stammten. Es war üblich, daß von der Polizei beschlagnahmte Waren auf diesen Wegen wieder in die schwarzen Märkte der Stadt sickerten. Der Schattenlord und seine Ideale der Ordnung und Effizienz waren weit von Ithiljar weg.
Was dem halborkischen Beamten weit mehr Sorge machte war, daß der Mann berauscht vielleicht nicht mehr gnügend leistungsfähig für seine Aufgabe war. Doch dieser grunzte nur befriedigt, nachdem er eine kleine Prise der Sporen durch ein Röhrchen in die Nase eingesogen hatte.
"Also, bereit?", drängte Wushtors tiefe Stimme nun. Der speertragende Krieger sah sich unruhig um. Es war nicht ungewöhnlich, Orks in den Wohnvierteln der Elfen zu sehen, schließlich gab es weit mehr Bedienstete als Herren in dieser Stadt, aber es mochte verdächtig sein, wenn sie allzulange verschwörerisch herumstanden.
"Gehen wir." Gork führte die Gruppe durch die breiten Allen der Wohnviertel der Gir-Templer, um an die rückseitige Fassade des Opernhauses zu gelangen. Niemand beachtete sie, auch nicht, als sie an den hellerleuchteten endlosen Fensterfluchten eines säulenprofilierten Marmorhauses vorbeikamen, vor dem sich Sänften und robentragende Eiselfen mit Gefolge und Dienern an den schmiedeeisernen Einlaßpforten stauten. Irgendein Ordensmitglied mochte dort einen abendlichen Empfang geben.
Schließlich bogen die Drei um eine Ecke und sahen das monumentale Ziel ihres heimlichen Marsches vor sich.
Gork schauderte innerlich. Er hatte von seiner Mutter genug menschliches Erbe in sich, um wenigstens ein rudimentäres Gespür für Ästhetik zu entwickeln, und er empfand das Gebäude als abgrundtief häßlich, wie verwachsen und verkrüppelt.
Es war trotz der Dunkelheit und des Nebels noch zu sehen, daß der Hauptbau nur der Torso eines kühnen Planes war, der an den Ecken kühn aufstrebende Minarette, großartige Portalfassaden und eine waghalsig krönende Kuppel vorgesehen hatte. Nur war leider schon vor Jahrhunderten die Ausführung aller großartigen Details liegengeblieben, und die klotzartige Bauruine wurde von ausgesuchten Stümpern seit etwas mehr als zwei Jahren provisorisch in ein begehbares Gebäude verwandelt.
In übertriebenen Historizismus hatte man dabei nicht an geradezu barock geschmacklosem Figurenschmuck der Vergangenheit gespart und damit alle Wände zugepflastert. Erstaunlicherweise waren aber gerade die Ansatzflächen nicht ausgeführter Bauabschnitte frei geblieben und mit modernen Streifenornamenten vermauert worden, so daß es aussah, als habe jemand einer riesigen Zuckertorte mit einem schartigen Messer alle überstehenden Teile abschneiden wollen. Und zu allem Überfluß hatte dieser Jemand dann noch die fehlende Kuppel des Machwerks mit dem tellerartigen Flachdach plattgedrückt. Gork fragte sich manchmal, ob niemand außer ihm die wahre Kläglichkeit des Bauwerkes spürte.

Im Schatten des marmornen Fundamentes hielten Wushtor und sein Freund mit raschen geübten Blicken nach zufälligen Beobachtern Ausschau, während ihr Begleiter teilnahmslos dastand und weißliche Dampfwölkchen in die Kälte atmete. Dann fingerte nahe dem kleinen Nebeneingang der Oper der Kommissar einen Schlüsselbund mit Dietrichen aus der kleinen Umhängetasche unter seinem grauen Umhang. Den Umgang mit solchem für Ermittlungsbeamte selbst dieser Stadt ungewöhnlichem Werkzeug hatte er als Jugendlicher in Ithiljar-Ost mehr als gründlich gelernt, und es hatte ihm mehr als einmal bei seinen Fällen nützliche Dienste geleistet.
Beinahe lautlos öffnete sich die kleine Pforte, und die drei Männer schlüpften hinein. Drinnen war es still und dunkel, aber nicht viel wärmer als draußen.
Wushtor begann an einer kleinen Blendlaterne zu fingern, und Gork zog ein zusammengefaltetes Pergament mit einem Grundriß des Bauwerkes aus seinem Beutel.
"Was ist mit Deinem Werkzeug", flüsterte er dem Menschenmann zu.
Dieser bewegte sich langsam, zog einen Spitzhammer aus dem Gürtel. Der Kommissar blickte zweifelnd zu seinem orkischen Freund hinüber.
"Er ist gut, wirklich", sagte dieser fast entschuldigend, "ein erstklassiger Bergmann. Es war nicht einfach, einen Vorwand zu finden, ihn von den Minen in die Stadt bringen zu lassen, ehrlich."
"Also gut, Bergmann." Der halborkische Beamte wandte sich dem Mann zu, der abwartend seinen Steinhammer in der Hand wog. "Wir suchen Gänge in den Mauern und Fundamenten. Ich habe hier einen Plan. Sag mir, an welcher Stelle es sich anzufangen lohnt."
Der Mensch zog mit einem Schniefen die Blendlaterne zu sich heran und studierte das Pergament. Das Glänzen seiner Augen verriet, daß er in der Zwischenzeit noch eine Prise der Sporen zu sich genommen haben mußte. Schließlich stieß er mit dem Hammerstiel mitten auf das Blatt und antwortete heiser:
"Das geht nur hier, in diesen dicken runden Mauern. Alles andere ist zu dünn."
"Das Kuppelfundament."
"Wenn das ursprünglich eine große Kuppel tragen sollte, dann ist es jetzt auch noch stabil, wenn man es aushöhlen sollte." Die Worte des Mannes verrieten Sachkenntnis.
"Ich sagte doch, er ist gut", bemerkte Wushtor. Der Unterleutnant war sichtlich zufrieden mit seinem Begleiter.
"Erst mal sehen", wehrte Gork ab, "noch hat er nichts gefunden."
Statt einer Antwort schritt der Bergmann des Xarinn-Clans zügig los. Er mußte einen guten Orientierungssinn besitzen, denn trotz des nur kurzen Blickes auf den Plan führte er die Freunde ohne Umweg direkt ins Foyer des Opernhauses.
In dem hohen Saal waren noch die Innenarchitekten und Ausstatter am Werk, denn bald sollte die Eröffnungsgala stattfinden, und Gork fand, daß das Innere nicht viel geschmackvoller als das Äußere zu werden versprach. Die schwülstigen Deckengemälde, Freskos und antikisierend bestickten meterhohen Wandbehänge wirkten trotz der Weite des Raumes schon jetzt erdrückend.
Wushtars Begleiter begann unverzüglich mit der Arbeit. Das Ohr gegen den Marmor gepreßt, begann er mit leichten Schlägen die Oberfläche einer gewaltigen Säule abzuklopfen, tastete sich dabei mit geschlossenen Augen voran. Es wirkte beinahe, als wolle er in den Stein hineinkriechen. Nach einer Weile schien er befriedigt, öffnete die Augen und begann an einer anderen Stelle neu.
"Das kann ja ewig dauern", raunte der Söldner seinem beamteten Freund zu.
"Notfalls machen wir jede Nacht weiter, bis wir etwas haben."
"Er wird eine Menge dafür verlangen."
"Die Polizei hat eine Menge beschlagnahmt von dem Zeug", antwortete Gork. Aufmerksam beobachtete er den nur spärlich von der Blendlaterne erhellten Raum, in dessen Ecken und Galerien sich ungewisse Schatten hielten. Eigentlich sollte um diese Zeit nicht hier gearbeitet werden, aber man konnte nie wissen. Die Verschwörer konnten genau deswegen auch jetzt hierherkommen.
Der Bergmann hatte sich inzwischen bis zum Eingang des Zuschauerraumes vorgearbeitet. Ohne Pause lauschte und klopfte er, geriet einmal sogar beim Entlangtasten an den Wänden unter einen Wandteppich, ohne es zu merken, und glitt als Beule zwischen gestickten kämpfenden Eiselfen und kleinen Bartträgern dahin. Die Zeit dehnte sich. Gork trat von einem Fuß auf den anderen.
Endlos dehnten sich die Stunden. Dann war mit einem Mal die leise Menschenstimme von der Wand zu vernehmen: "Die Säule ist hohl."
Eilig brachte der Kommissar seine eingeschlafenen Gliedmaßen in Schwung, ging die breiten glattpolierten Stufen der Treppe hinauf, wo der Mensch sich an der rechten Wand zum Zuschauerraum zu schaffen gemacht hatte. Er wartete neben einer Säule, die halb in der massiven Wand versenkt war.
"Die ist hohl", sagte er zu den Ankömmlingen.
"Eine Geheimtür?", fragte Gork knapp.
"Nein, ein aufsteigender Gang, der irgendwo von unten kommt."
"Zeig mal den Plan." Wushtors massige Gestalt drängte hinzu. "Ich glaube, wir sollten im Keller weitersuchen."
Der Polizist grunzte zustimmend. Schon jetzt war er zufrieden mit seiner heimlichen nächtlichen Arbeit.

"Gork, Du arbeitest doch an dem Opernfall."
Der eiselfische Polizeisuperintendent blickte hochmütig an dem demütig vor seinem breiten Schreibtisch stehenden Halbork vorbei. Der Blick fiel durch das hohe Fenster in der Zitadelle von Ithiljar hinaus auf den unter trübgrauem Nebel nur schemenhaft erkennbaren vereisten Lhunfjord. Gork war einer der wenigen Nichtelfen, die die Genehmigung besaßen, das Bollwerk im Herzen der Stadt zu betreten.
"Ja, Herr", antwortete er unterwürfig seinem blassen Vorgesetzten.
"Schon was rausbekommen?"
"Nicht viel, Herr. Bisher nur die üblichen Bestechungen und Unregelmäßigkeiten beim Bau." Gork verschwieg den Geheimgang, der vom Kellerfundament bis in die Adelsbalkone im Obergeschoß des riesigen Zuschauerraumes in der Oper führte und für Attentäter oder andere ungebetene Gäste wie geschaffen war. Der Bergmann, den sein Freund Wushtor beschafft hatte, war das Risiko mit den Pilzsporen wert gewesen. Doch diese Entdeckung wollte er nicht von seinem Vorgesetzten für sich ausnutzen lassen. Der Halbork war nicht Kommissar geworden, weil er sein Wissen stets sofort mit anderen geteilt hatte.
Der Eiself ließ sich seinen Unmut über die unbefriedigende Antwort nicht anmerken. Seine Stimme blieb gleichmäßig kühl und unbewegt. Dennoch hätte jeder Zuhörer ebenso wie Gork das Unheilsschwangere in seinen Worten gespürt.
"Das ist nicht effizient, Gork. Du bist schon seit mehr als zwei Wochen mit der Sache beschäftigt. Ich will jetzt Ergebnisse sehen", erklärte der blasse spitzohrige Mann, "umso mehr, da neue Gerüchte über die Oper umgehen. Man will jetzt nächtliche Lichter in dem Gebäude gesehen haben. Einige Stimmen behaupten, es spuke dort. Und das, obwohl hinzugezogene Magier des Pegasusordens nicht die kleinste Spur von astralen Aktivitäten gefunden haben. Du findest den Bericht in den Akten. Und die Eröffnung rückt näher, und wir haben jetzt in der Einbildung der Leute auch noch mit einem Phantom in der Oper zu tun."
Natürlich in den Akten, dachte Gork, ein Pegasusmagier gibt sich doch nicht mit einem Halbork ab. Selbst wenn er der ermittelnde Kommissar ist.
"Ich verstehe, Herr. Ich werde meine Anstrengungen verdoppeln." Er bemühte sich, sich noch mehr zu ducken vor seinem Vorgesetzten.
"Das sagen alle Diener, die ich damit beauftrage. Aber von Dir erwarte ich mehr als von den anderen, Gork. Das ist Dir wohl klar." Die kühle Stimme war gefährlich leise geworden und ließ keinen Zweifel, daß ein Versagen in diesem außergewöhnlichen Fall auch einschneidende Konsequenzen haben würde.
Der halborkische Kommissar schwieg vorsichtshalber. Auf keinen Fall durfte er ein Wort darüber verlieren, daß er ganz genau wußte, wer nachts mit einer Laterne in der Oper umhergeschlichen war. Nämlich er selber nebst seiner Helfer.
"Du kannst gehen."
"Ja, Herr." Er verneigte sich tief, bevor er eilig den weiß dekorierten hohen Dienstraum verließ.
Und während er durch die langen weißen Korridore der Zitadelle von Ithiljar in Richtung Ausgang schritt, dachte er daran, daß die Sache von außen betrachtet für ihn schlechter aussehen mußte, als sie in Wirklichkeit war.
Gork alias das Phantom der Oper hatte für Notfälle noch eine Menge Asse im Ärmel.

Und - einen Dolch.

© 2001 Diane Neisius


© 1998-2006 Diane Neisius